- Die Idee hinter Messpunkt-Checker
- Einer der ersten Messpunkte, den wir zu sehen bekamen, war dieser hier:
- In der Art folgten noch etliche Stationen
- Video – Demo vor dem StMUV -> Rede zum Thema Nitratmessstellen
- Künstliche Süßstoffe im Grundwasser
- Video – Demo vor dem StMUV -> Rücktrittsforderung an Svenja Schulze und an Jochen Flasbarth
- Unsere wichtigsten zukünftigen Aufgaben:
- Grundwasser ist neben Boden unsere Lebensgrundlage.
- Team Messpunkt-Checker:
Die Idee hinter Messpunkt-Checker
Die Idee fing relativ harmlos an. Ich interessierte mich für die EU-Stationen in meiner Region und bat beim DBV um die Stationenliste. Auf der Liste sind u. a. die Koordinaten der Standorte genannt. Es war eher Zufall als Können, daß schon die erste Eingabe einen Treffer erzielte. Da ich mir nicht sicher war, frage ich mal bei Johann Hagmann nach, von dem ich wusste, daß er sich auch schon intensiver mit dem Thema Nitrat befasst hatte. Er kannte die exakten Standorte der Stationen in seiner Nähe, prüfte nach, ob die Koordinaten so korrekt sind, und ja, sie waren es.
Und so fing die Suche an. Abend für Abend lasen wir uns durch die Veröffentlichungen der Umweltämter, der Gewässerkundlichen Dienste, BGR usw. Nachdem wir Bayern, NI und NRW beieinander hatten, waren wir schon sehr stolz und wir deckten damit 42 % der Fläche Deutschlands ab. Johann konvertierte Koordinaten, setzte aus vielen Einzelinfos eine möglichst komplette Liste zusammen und ich suchte weiter Daten.
Im Laufe der Zeit wurde unser Team größer: Sarah Katching wollte NRW betreuen, Anne Katrin Hansen aus SH fand auch Gefallen an der Idee, aus Bayern kam Karina Götz dazu, aus RLP Markus Janson. Es war ein Riesen-Zeit/Arbeitsaufwand die Daten zusammenzusuchen, die Koordinaten zu konvertieren, Screenshots von den Luftbildern anzufertigen, über 2.000 Postleitzahlen von Hand herauszusuchen, die ganzen Stations-Ordner anzulegen, die Gruppen aufzubauenusw.
Aber wir hatten es geschafft – wir konnten für ganz Deutschland alle belasteten Stationen der Nitratmessnetze ausfindig machen. Wir konnten nun mit unsere Google-Maps-Karte an die Öffentlichkeit gehen. Noch nie gab es eine so umfangreiche Karte, die entweder die exakten Standorte oder zumindest möglichst genau den Standort der Stationen anzeigte.
Sinn der Aktion: daß unsere Arbeit juristisch nicht verwertbar ist, ist von Anfang an klar gewesen und daß Laien Fehler unterlaufen, die Profis nicht unterlaufen, war auch klar. Uns war wichtig, das Umfeld der Station zu checken, ob sich bereits optisch Auffälligkeiten ergaben, gibt es irgendwelche anderen Einflüsse, die den Nitratwert beeinflussen, ortsspezifische Kenntnisse usw. Und es sollte auch ein klares Signal sein: die Bauern haben den Kampf bzgl. Messnetz noch lange nicht aufgegeben. Anstatt mit Schleppern zur Demo zu fahren, wird mit Tastatur und Foto weitergekämpft. Und für die kommenden Klagen liefert unsere Arbeit schon mal erste Anhaltspunkte, wo man einen Gutachter hinschicken kann, damit er schnell fündig wird. Desweiteren kennen die Landwirte nun die Messpunkte ihrer Umgebung und können bei Unregelmäßigkeiten eingreifen.
Wir gingen am 07.03.20 online und archivierten die Messpunkt-Checker-Gruppen zum 31.05.20.
Bis dahin hatten wir bei Facebook 1.700 Mitglieder, die Google-Karte hat Stand 11.06.20 127.578 Klicks. Insgesamt erhielten wir ca. 700 Einsendungen. Der Norden von SH ist komplett bearbeitet, Bremen 100 %, Franken 100 %, in Niedersachsen, Ba Wü und NRW sind auch größere Gebiete flächendeckend abgearbeitet.
Eine Auswertung des Materials wurde nach dem 31.05.20 begonnen. Vorher machte das noch nicht wirklich Sinn und wir hätten es auch zeitlich nicht hinbekommen. Das Betreuen der Gruppe und vor allem das Abspeichern der Einsendungen war sehr zeitintensiv.
Einer der ersten Messpunkte, den wir zu sehen bekamen, war dieser hier:

Wir konnten es gar nicht glauben, daß hiermit eine Grundwasserüberwachung stattfinden sollte. Ich telefonierte mit dem Umweltamt Augsburg und forderte die exakten Koordinaten an. Kein Versehen – das ist ein amtlich bestätigter offizieller Meßpunkt des WRRL-Messnetzes.

Eine Quellfassung ist nicht ersichtlich und man fragt sich auch, wo und wie dort eine aussagekräftige Grundwasserprobe gezogen werden soll. Das ganze Areal ist aufgeweicht, so daß man knöcheltief im Morast versinkt, die Erde stinkt von dem permanent stehenden Wasser verfault.


In der Art folgten noch etliche Stationen
Bei der Auswertung des Datenmaterials werden wir wohl auch noch so manche Überrraschung erleben. Derzeit sind manche Bundesländer dabei, die Nitratwerte einmal genauer zu checken. Auch hier gibt es Auffälligkeiten.


Video – Demo vor dem StMUV -> Rede zum Thema Nitratmessstellen
Die Meßstation 4110612700005 in 97332 Escherndorfsieht optisch ganz gut aus. Je höher die Bohrtiefe des Messpunkts, desto niedriger die Nitratwerte. Diese Station hat eine Bohrtiefe von 50 m, das ist schon ganz ordentlich. Ein Nitratwert von 120 ist bei der Messtiefe schon als sehr hoch einzuordnen. Schaut man sich dann aber die Nitratwertliste an, findet man Schwankungen von bis zu 70 mg. Hier ist am ehesten wahrscheinlich, daß die Station einen technischen Defekt hat. Es sind die amtlich ermittelten Werte vom Gewässerkundlichen Dienst Bayern. Alleine in Bayern haben wir über 30 Stationen mit solchen starken Wertschwankungen, würde man die mit geringeren Bandbreiten noch dazunehmen, wären es noch sehr viel mehr Stationen. Diese Wertschwankungen werden auch bei den kommenden Klagen eine Rolle spielen.
Künstliche Süßstoffe im Grundwasser
In Baden Württemberg wurden in über 25 % der Proben Rückstände von Süßstoffen, Medikamenten der Humanmedizin, Antikorrosionsschutzmitteln, Geschirrreinigertabs usw. gefunden. Sobald diese Stoffe gefunden werden, ist der Nachweis eerbracht, daß die Nitratbelastung nicht nur landw. verursacht sein kann.

Auf Nachfrage bei der Datenstelle des Umweltamts Augsburg werden in Bayern nur sehr wenige Stationen auf diese Rückstände verprobt, die Herausgabe dieser Daten ist kostenpflichtig.
Hier haben wir noch ein gutes Stück Arbeit vor uns, daß die Umweltämter diese Nachweise erbringen müssen und daß sie diese dann auch kostenfrei veröffentlichen.
NI und SH veröffentlichen ebenfalls nicht, Ba Wü, RLP und NRW haben die Werte veröffentlicht, bei den anderen Bundesländern müssen wir erst nachprüfen.
Video – Demo vor dem StMUV -> Rücktrittsforderung an Svenja Schulze und an Jochen Flasbarth
Unsere wichtigsten zukünftigen Aufgaben:
Bisher führten wir über das Messnetz hauptsächlich eine abstrakte Diskussion. Die NGOs machen es uns vor: sie arbeiten mit Übertreibung, Emotionen und Bildern. Wir sollten bei der Wahrheit bleiben, aber es ist an der Zeit, daß wir die Fotos dieser Stationen einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen. Der Normalbürger wird sich unter Grundwasserüberwachung wohl etwas Anderes vorstellen als eine Ackerdrainage. Auch die Wertschwankungen müssen immer wieder thematisiert werden und dazu die Frage, ob ein Meßsystem mit dermaßen starken Schwankungen für die Einordnung von roten Gebieten überhaupt geeignet ist. Aufkleber, Demoplakate, Facebook-Profil, Homepage, Politik einschalten, Kontakte zu Journalisten nutzen usw. Wir müssen über die Öffentlichkeit den nötigen Druck aufbauen, da sich hier etwas bewegt. Auf Einsicht brauchen wir nicht zu hoffen.
Hier mal ein Beispiel, wie zäh sich der Kontakt mit den Wasserwirtschaftsämtern gestalten kann:
https://www.wochenblatt-dlv.de/regionen/schwaben/messstellen-landwirte-extrem-veraergert
https://www.wochenblatt-dlv.de/regionen/schwaben/grundwasser-immer-mehrere-messstellen
Alle Infos zur Station: https://mega.nz/folder/ZEo3xYRY#1s79tzqmCLHrhr20pAVo7A
Hier ist noch anzumerken, daß es durchaus möglich ist, daß eine Station aus dem Netz genommen wird. Doch was folgt nach? Wird dann eine Station mit besseren/schlechteren Werten ausgewählt. Und vor allem: bilden die ausgewählten Stationen den tatsächlichen Zustand des Grundwassers wahrheitsgetreu ab?
Grundwasser ist neben Boden unsere Lebensgrundlage.
Es reicht nicht, sich einen Verursacher herauszupicken und diesen mit Sanktionen zu belegen. Der Erhalt unserer Grundwasserbestände ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wenn marode Kanalisation das Grundwasser belastet, dann müssen diese Mängel behoben werden. Sollte ein Golfplatz überdüngen, dann wird es Zeit, daß unsere Regierung einführt, daß die Düngeverordnung auch für Sportrasen-Betreiber gilt. Wenn Kieswerke und Großbaustellen Nitrat freisetzen, ist es ungerecht, den Landwirt dafür zu sanktionieren. So können wir das bei vielen Beispielen fortführen.
Bei der Ursachenklärung kann uns nur Wissenschaft weiterbringen, ebenfalls beim Erhalt der guten Qualität des Grundwassers. Labortechnisch gibt es schon heute sehr viele Möglichkeiten, sie werden von den Behörden aber oft nicht genutzt.
Es ist unsere Aufgabe, Transparenz beim Thema Messnetz zu schaffen und diese wissenschaftlichen Nachweise einzufordern.
Alle Einsendungen:
https://mega.nz/folder/kUAhHSoa#6KQPX2PDqG62LIE2lJGxiQ
Wir nehmen weiterhin Einsendungen an:
Team Messpunkt-Checker:
- Johann Hagmann
- Sarah Katching
- Anne Katrin Hansen
- Karina Götz
- Heike Wunderlich
[…] In mühseliger Kleinarbeit suchten wir für ganz Deutschland die Messstationen zusammen, die im WRRL-Messnetz und im EU-Nitrat-Messnetz enthalten sind. Anhand dieser Daten erstellten wir eine Google-Maps-Karten und riefen Kollegen in ganz Deutschland dazu auf, die Lage vor Ort zu checken, uns Fotos der Station + eine Beschreibung der Umgebung an uns einzusenden. […]