Ein voller Erfolg war die Demo in Kirchberg/Jagst bei der Cem Özdemir zur Nachhaltigkeitskonferenz einlud. Dort ging es um mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Die Ökologische Landwirtschaft, die auf mineralische Dünger und chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet, will die Bundesregierung daher massiv ausbauen. 2030 sollen 30% der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet werden. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. 2021 waren es nur 10,9 Prozent.

Die Pläne für den Ausbau des Ökolandbaus gehen leider am Bedarf vorbei. Das sehen die „Freien Bauern“ ebenfalls so.

Reinhard Jung von den „Freie Bauern“ schilderte in mehreren Interviews über die Belange der Landwirte.

Zitat:

„Familienbetriebe verbinden Eigentum und Arbeit das sind die Bauern, die mit eigener Hände Arbeit ihre eigenen Höfe bewirtschaften und das sind eigentlich die Experten für Nachhaltigkeit, denn niemand produziert so nachhaltig wie wir. Weil die nächste Generation schon in den Gummistiefeln hinter uns steht. Wir denken in langen Zeiträumen. Unsere Betriebe bestehen teilweise seit Jahrhunderten Jahren und ich glaube wir müssen uns von Herrn Özdemir nicht unbedingt erklären lassen, was Nachhaltigkeit ist. Denn wenn wir nicht nachhaltig auf unseren Höfen wirtschaften würden, dann würden wir ja nicht schon so lange da sein und wir werden auch noch in Zukunft da sein. Egal was hört sie mir für eine Politik macht.“

Was den „Freien Bauern“ gerade an der Nachhaltigkeitskonferenz und Herrn Özdemir missfällt  schildert Reinhard Jung unmissverständlich.

„Zunächst stört uns die Arroganz der Macht mit dem mit der der Minister sich im Grunde in seiner grünen Blase einfließt, wenn sie sich das Programm anschauen. Da sind Slow Food, Greenpeace, Umwelthilfe, ABL vielleicht noch ein paar Biobauern, aber alles Leute die dem Minister nach dem Munde reden und der Dialog mit den kritischen Vertretern des Berufsstandes also mit der bäuerlichen Landwirtschaft, die die Betriebe einfach weiter bewirtschaften möchte und nicht alles transformieren und ändern möchte. Dieser Dialog findet nicht statt. Das ärgert uns vor allem deshalb, weil wir eigentlich Erwartungen oder Hoffnungen hatten. Wir, also grüner Beruf und Grüne Partei passen ja nicht immer zueinander, aber es gab durchaus Berührungspunkte.“

Was verstehen die „Freien Bauern“ unter Nachhaltigkeit? – Für die familiengeführten Bauernhöfe und gegen die Agrarkonzerne, wichtig ist eine regionale Landwirtschaft, das wäre der wichtigste Schritt.

Gerade die Importe, bzw. die Freihandelsabkommen sind nicht der richtige Weg.  Wie zum Beispiel das Freihandelsabkommen mit Südamerika bei dem wir demnächst 100.000 Tonnen Rindfleisch, 150.000 Tonnen Zucker und 180.000 Tonnen Geflügelfleisch in die EU zusätzlich aus dem brennenden Regenwald geliefert bekommen, spricht nicht für Nachhaltigkeit.

In Deutschland werden damit die Preise gedrückt. Dies macht eine Wirtschaftlichkeit der Landwirtschaft unmöglich.

„Dieses harmlose Geplauder im Schloss. Draußen stehen wir Bauern und protestieren gegen diese falsche und unglaubwürdige, ja letzten Endes verlogene Agrarpolitik. Es würde sehr helfen, wenn die Grünen sich darauf besinnen, gegen was wir gemeinsam demonstriert haben, nämlich gegen die Freihandelsabkommen mit mit Übersee mit Kanada. Das haben Sie ja so gerade schon durchgewunken, aber vor allen Dingen mit dem Mercosur Staaten mit Chile ist ja auch in der Pipeline. Es wäre sehr wichtig, wenn diese Freihandelsabkommen abgelehnt werden würden. Ebenso wichtig ist eine Entflechtung der Monopole im Lebensmitteleinzelhandel, die uns Bauern ausbeuten. Mindeststandard für Lieferverträge, da können sich die Grünen an ihren eigenen Antrag von 2021 nicht mehr erinnern.“

„Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel, damit die Verbraucher auch wissen, was sie im Ladenregal kaufen und sich auch bewusst für heimische Produktion mit einem entsprechenden geringen co2-Fussabdruck entscheiden können. All das macht Özdemir nicht.“

Wie stehen die Landwirte bzw. Die „Freien Bauern“ zum Tierwohl?

Gerade die Grünen waren ja immer für viele bäuerliche Familienbetriebe für viele kleinstrukturierte  Bauernhöfe. Aber die Politik macht dies im Augenblick mit ihren Auflagen unmöglich. Die hohen Kosten zum Umbau der Tierhaltung führen letzten Endes dazu das viele kleine Betriebe, die die großen Investitionen nicht aufbringen können, die dafür notwendig sind aufgeben müssen.

Die technischen Standards werden hier von den Landwirten kritisiert nicht das Thema Tierwohl.

„Aus unserer Sicht ganz, ganz wichtig ist der Tierhalter, der sich persönlich um seine Tiere die ihm gehören, kümmert. Ja, der ein Interesse natürlich auch ein wirtschaftliches Interesse am Wohlergehen seiner Tiere hat, der zweimal täglich durch den Stall geht und sofort merkt, wenn irgendwas nicht stimmt. Dieser Tierhalter das ist der Bauer, der mit den Tieren arbeitet und diese Praktiker werden überhaupt nicht einbezogen. Stattdessen werden irgendwelche theoretischen Modelle übergestülpt und die Landwirtschaft soll das alles bezahlen. Es ist gar kein Markt dafür da. Das sehen wir ja gerade wenn wir in die Märkte im Bio-Bereich schauen. Die Entwicklung ist ja alles andere als rosig, das merke ich als Bio-Landwirt auch selbst. Deshalb sollte man die Landwirtschaft nicht mit solchen Dingen überfordern und mehr auf die Praktiker hören, die mit den Tieren ja jeden Tag arbeiten.“

Gerade die tägliche Arbeit, die ja auch eine Leidenschaft voraussetzt sollte hier gehör finden. Von einer Ideologischen Landwirtschaft werden wir uns auch in Zukunft nicht ernähren können.

„Weil wir uns nicht von irgendwelchen Veganern erzählen lassen müssen, dass wir in Zukunft die Welt retten müssen indem wir nur noch Labor Fleisch das gentechnisch verändert wurde oder irgendwelche verarbeiteten vegane Pampe Essen müssen.“

Es wird in Zukunft nicht die hälfte Fleisch gegessen sondern aus dem Ausland importiert. Die Tiere würden dann natürlich nicht unter deutschen Vorschriften gehalten und gemästet. Kleinere Maßnahmen hingegen würden die einheimische regionale Landwirtschaft stärken und Familienbetriebe könne so auch in die nächste Generationen wechseln.

Bericht der Tagesschau (2 min):

https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tagesschau/video-1190292.html

Bericht im ZDF-Morgenmagazin (7 min):

https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-morgenmagazin/freie-bauern-wir-sind-die-experten-fuer-nachhaltigkeit-100.html

Live-Bericht von SWR (55 min):

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/heilbronn/nachhaltigkeitskonferenz-kirchberg-oezdemir-franz-kupferzell-100.html

Bericht auf den österreichischen Privatfernsehsender ServusTV (12 min):

https://www.servustv.com/aktuelles/v/aacsdscsv0fak968qukb/

Quelle: ML

Bildquelle: Freie Bauern


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