Die Ampelkoalition plant die Legalisierung von Cannabis. Wie bewertet der Bayerische Bauernverband das Thema für die bayerische Landwirtschaft?

Der Hanfanbau ist für bayerische Landwirte nicht grundsätzlich etwas Neues. Im Jahr 2021 wurden in Bayern auf über 700 ha Hanf angebaut – allerdings nicht als Rauschmittel. Dabei handelte es sich um THC-freie (Tetrahydrocannabinol = THC)  Sorten, die in erster Linie der Ölgewinnung oder für Fasern dienen. „Der Anbau von CBD-Hanf ist zwar möglich, allerdings ist der bürokratische Aufwand sehr hoch“, sagt Anton Huber, Ackerbaureferent beim Bayerischen Bauernverband. Wer CBD-Hanf anbauen wollte, brauche dazu eine Lizenz von der Cannabisagentur – und die sei schwer zu bekommen. „Wir hoffen aber, dass diese Lizenzen mit der allgemeinen Legalisierung wegfallen und die Hürden damit fallen“, so Huber.



Derzeit sind die Rahmenbedingungen für den Anbau noch nicht genauer beschrieben. „Uns ist noch nichts über die künftigen Anforderungen und Voraussetzungen bekannt. Unsere Landwirte sind im allgemeinen sehr innovationsfreudig und haben großes Interesse an neuen Kulturen. Bei einer Legalisierung könnte der Anbau von THC-haltigem Hanf eine interessante Alternative sein. Allerdings muss sich die notwendige Absicherung der Kulturen in Grenzen halten.“

Auch nach einer Legalisierung des THC-Hanfkonsums und -anbaus wird eine Zugangssicherung notwendig bleiben, ist sich Huber sicher. „Das gebietet zum einen schon der Jugendschutz, zum anderen stellt der Aufwuchs in der Blütezeit einen hohen Wert dar.“ Der Landwirt wird also schon aus eigenem Interesse sein Eigentum schützen wollen und müssen – zum Beispiel durch abschließbare Gewächshäuser und Hallen.
Damit die heimische legale Produktion wettbewerbsfähig wird, dürften die Anforderungen an die Zugangssicherung aber auch nicht überzogen werden. „Die bestehenden Anforderungen zur Produktion für THC-Hanf für den medizinischen Bereich schließen aktuell eine bäuerliche Produktion komplett aus.“


Grundsätzlich kann sich Huber zwei Anbauverfahren vorstellen: Indoorverfahren ermöglichen durch die Unabhängigkeit vom Wetter und die Möglichkeit, Lichtverhältnisse und Bewässerung zu steuern, höhere Qualitäten und sichere Erntemengen. Auch kann die Kultur vor der Bestäubung durch männliche Pflanzen besser geschützt werden. Dagegen stehen höhere Investitions- und Energiekosten. Der Anbau auf dem Acker ist kosteneffizienter, allerdings unterliegen die Qualitäten natürlichen Schwankungen. Ein Anbau nach den Richtlinien des Ökolandbaus unter freiem Himmel sei leichter umzusetzen.

Die Verarbeitung der Ernte sollte in der Hand der Landwirte bleiben. Viele haben bereits Trocknungsanlagen z. B. für Hopfen oder Kräuter. Die zusätzliche Nutzung für die Hanftrocknung steigert deren Auslastung. Ansonsten könnten auch landwirtschaftliche Erzeugerorganisationen die Verarbeitung für ihre Mitglieder übernehmen.

Quelle: BBV

Bildquelle: ML-Archiv


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