In der vergangenen Woche machte EDEKA-Chef Markus Mosa mit fragwürdigen Aussagen gegenüber den deutschen Landwirten auf sich aufmerksam. Unter anderem mit der Behauptung, die deutschen „Landwirte würden lieber auf billiges Fleisch und den Export setzen“. Ebenso beteiligte er sich an der inhaltlosen „Teller-Trog“-Diskussion die erwiesenermaßen fachlich falsch ist.

Stellt man den enormen Gewinnsprünge der EDEKA-Gruppe der letzten (Pandemie-) Monate bzw. Jahre die ruinösen Geschäftszahlen der deutschen Landwirte gegenüber, so grenzt es fast an Wahnsinn, solche Worte von Herrn Mosa vernehmen zu müssen. Zumindest aber ist es eine Unverschämtheit!

Die Antwort auf die Forderung einer Transformation der Landwirtschaft kann daher nur sein:

Wir fordern eine Transformation des Lebensmitteleinzelhandels!

Anfangen beim Big Player EDEKA: Hier muss eine Zerschlagung des Konzerns in die sieben Regionalgenossenschaften durch die Politik erfolgen. Und selbst das kann nur ein erster Schritt gegen das anhaltende ruinöse Preisdiktat des Handels gegenüber den Erzeugern innerhalb und außerhalb Deutschlands sein.

„Einkaufsgenossenschaften der Kolonialwarenhändler“ – E.d.K. – seit 1911 als EDEKA bekannt und eingetragen. Getreu dem Motto aus Zeiten des deutschen Kaiserreichs, importiert Edeka auch heute noch nach alter kolonialherrschaftlicher Art Waren aus dem Ausland, unterwandert hiesige soziale und Umwelt-Standards und trägt die Hauptverantwortung – als führender LEH-Konzern – für die Ausbeutung der Erzeuger dort und die wirtschaftliche Hinrichtung der Erzeuger hier! Siehe https://www.oxfam.de/presse/pressemitteilungen/2022-04-05-supermarkt-check-2022-edeka- erneut-schlusslicht-menschenrechten

Dialog Handel – Landwirtschaft gefährdet!

Seit weit über einem Jahr finden Gespräche zwischen Landwirtschaft und Handel statt, die aufgrund der Bauernproteste im Winter 2020/21 zustande kamen.

„Das Ziel sollte sein, dass Edeka seine Verhandlungspartner innerhalb der ZKHL nicht öffentlich diskreditiert. „Wir lieben Lebensmittel“ – als Kernbotschaft der EDEKA-Gruppe steht damit im absoluten Widerspruch zu den Äußerungen von Herrn Mosa und macht noch einmal deutlich, wo die Grenzen einer solchen „Liebe“ liegen – nämlich beim Profit des Händlers!“, sagt LSV Deutschland Mitglied Horst Meyer aus Langenfelde (NDS), der mit weiteren Landwirten aus der Region an der Wertschätzungs-Großflächenkampagne „Wir und jetzt für regionale Landwirtschaft“ der EDEKA Minden zu Erntedank teilgenommen hat. „Die Werbeaktion ist gut angekommen. Viele Landwirte und Nichtlandwirte haben darauf positiv reagiert. Jetzt gerade ist es mit den Aussagen von Mosa nur noch Heuchelei.“

Auch stellen wir uns als LSV Deutschland die Frage, warum Herr Mosa die ITW-Kampagne bemängelt, während sein Tochterunternehmen „Netto – Markendiscount“ keine Notwendigkeit sieht diese selbst umzusetzen.

Fasst man die Worte Mosas zusammen, so zeichnet sich ein klares Signal der EDEKA-Führung gegenüber den deutschen Landwirten ab: Weitere konstruktive und vor allem zielorientierte Gespräche über die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Handel und Landwirtschaft sind scheinbar schlichtweg nicht mehr erwünscht. Es muss an dieser Stelle sogar Infrage gestellt werden, ob die EDEKA-Gruppe im Zuge der Gespräche in den Formaten Agrardialog oder ZKHL jemals ein ernsthaftes Interesse an den Problemen der einheimischen Landwirtschaft hatte oder viel mehr auf Zeit für eine weitere Gewinnmaximierung gesetzt hat?!

Zeit für Selbstreflexion

LSV Deutschland e.V. kann trotz allem einen Teil der Worte des Herrn Mosa bestätigen: Ja, die deutsche Landwirtschaft befindet sich in vielen Bereich in einer äußerst schwierigen Lage, an der auch der LEH in den letzten Jahren kräftig mitverdient und zu der er seinen Teil beigetragen hat. Im Zusammenspiel mit einer völlig verfehlten Landwirtschaftspolitik und einer teils miserablen landwirtschaftlichen Lobbyarbeit sind in den letzten 30 Jahren viele Weichen in die falsche Richtung gestellt worden.

Leidtragende waren fast ausschließlich die deutschen Landwirte, welche nach wie vor einen erheblichen Betriebs- und Wirtschaftsrückgang zu verzeichnen haben.

Deshalb ist es um so wichtiger, der einheimischen und regionalen Landwirtschaft die notwendigen Perspektiven zu verschaffen, und das nicht erst in 10 Jahren!

Die Wirtschaftlichkeit aller Höfe muss auch zukünftig gewährleistet werden und ihnen muss der notwendige Anteil an der Wertschöpfungskette zukommen. Daher setzen wir uns für moderne Lieferbeziehungen ein, welche Menge, Preis und Zeit vertraglich fixieren und die Produktionskosten und Gewinne der Landwirte absichert. Zusätzlich bekräftigen wir unsere Forderung nach einer transparenten Herkunftskennzeichnung im kompletten Lebensmittelbereich! Zusammen mit einer guten fachlichen Praxis (welche hier in Deutschland ein enorm hohes Niveau besitzt) sind dies für uns die zentralen Bausteine um auch in Zukunft den Anforderungen von Gesellschaft und Natur gerecht zu werden

Wir kämpfen für die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland, für unsere Höfe, unsere Familien, unsere Existenzen.

LSV Deutschland – wir denken in Generationen!

Quelle: LsV Deutschland

Bildquelle: ML-Archiv


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