Bauernpräsident Walter Heidl zur Regierungserklärung von Ministerpräsident Söder

Anlässlich der Regierungserklärung von Ministerpräsident Söder äußert sich der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes Walter Heidl:

„Die Land- und Forstwirtschaft ist Teil der Lösung, denn sie verfügt über einige Stellschrauben beim Klimaschutz, die einzigartig sind: Anders als andere Wirtschaftsbereiche können wir Bäuerinnen und Bauern CO2 nicht nur vermeiden, sondern wir können es mit unserer Arbeit aus der Atmosphäre entnehmen und in Wäldern, Pflanzen und Böden speichern. Klar ist für mich deshalb: Klimaschutz geht nur gemeinsam mit der Land- und Forstwirtschaft!“, sagt Heidl. Die angekündigten Programme für Wirtschaftswälder, zur vermehrten Holznutzung im Baubereich sowie zum Erhalt und Aufbau von Humus, auch bei Äckern und Wiesen sind für ihn zentrale Bestandteile der Klimastrategie. „Endlich wurde das von der Staatsregierung aufgegriffen. Jetzt gilt es das auch gemeinsam mit der Land- und Forstwirtschaft umzusetzen. Verhindert werden muss, dass der Klimaschutz und der Waldumbau durch die EU-Forststrategie und großflächige Stilllegungen konterkariert werden. Die nachhaltige Nutzung unserer Wälder ist elementar für effektiven Klimaschutz und den klimaorientierten Waldumbau!“, so Heidl.

An einigen Stellen geht Heidl die Regierungserklärung nicht weit genug: „Der anhaltende Verlust von Landwirtschaftsflächen muss dringend eingedämmt werden sowie die Potenziale von Biogasanlagen und Kraftstoffen aus Biomasse für den Klimaschutz und die Energiewende genutzt werden“, fordert Heidl.

Der Flächenverbrauch in Bayern – mehr als 500.000 ha seit 1970, bzw. in 3 Tagen ein durchschnittlicher bayerischer Familienbetrieb – müsse auch im Sinne des Hochwasser- sowie des Klimaschutzes dringend eingedämmt werden.

„Auf all den versiegelten Flächen kann weder Wasser versickern noch CO2 gespeichert werden“, kritisiert Heidl. Auch beim Thema Photovoltaik gelte es landwirtschaftliche Flächen zu schonen und zu allererst das Potenzial von Dachflächen zu nutzen. „Bayerische Landwirte sind vorbildlich beim Thema Sonnenstrom. Auf vielen Dachflächen sind bereits Module installiert. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass auf den bayerischen Höfen Anlagen mit einer Leistung von etwa 2.600 Megawatt Peak vorhanden sind“, sagt Heidl.

Für Freiflächen-Anlagen brauche es klare politische Leitplanken, damit sehr restriktiv und vorrangig regional getragene, gut über den ländlichen Raum verteilte Projekte entstehen können.

Auch an anderen Stellen sieht Heidl Nachbesserungsbedarf:

„Moore sind relevant beim Klimaschutz, doch Moorschutzprogramme müssen gemeinsam mit den Bewirtschaftern und Grundeigentümern entwickelt werden. Keinesfalls darf über die Köpfe der Menschen vor Ort hinweg entschieden werden.“

Bereits beim Besuch von Ministerpräsident Söder im Donaumoos Anfang Mai 2021 hatte Heidl vor Ort betont, dass der Grundsatz „Bauernland in Bauernhand“ oberste Prämisse sein muss. „Die Ankündigung, dass Moore einfach wiedervernässt werden sollen, stößt die Menschen vor Ort vor den Kopf und untergräbt den Eigentumspakt. Das Eigentum muss geachtet und gewahrt werden, ansonsten geht die Glaubwürdigkeit der Staatsregierung verloren – der Schlüssel liegt in der Kooperation.“

Beim „Wassercent“ ist die Haltung des Bayerischen Bauernverbandes klar:

„Die Land- und Forstwirtschaft hat eine besondere Bedeutung für die Lebensmittelversorgung und kann nicht mit jedem beliebigen Wasserverbraucher gleichgesetzt werden. Stattdessen ist der verantwortungsvolle Einsatz von Wasser auch zur Bewässerung gerechtfertigt. Eine teure Bewässerung würde gerade jene Landwirte benachteiligen, die ohnehin besonders unter den Folgen des Klimawandels leiden und auf Klimaanpassungsmaßnahmen angewiesen sind“, sagt Heidl.

„Bayerns Bauern gehen jeden Tag neue Wege für noch mehr Klimaschutz. Diese Wege dürfen aber nicht politisch verbaut werden“, fordert Heidl. „Die Bayerische Land- und Forstwirtschaft ist das grüne Fundament unserer Gesellschaft und kann einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten. Dafür braucht es unternehmerische Perspektiven und weitere Investitionen in die Wissenschaft zum Beispiel in Weihenstephan und Triesdorf.“

Quelle: BBV

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