Zusammen mit dem Bayerischen Bauernverband hatten der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft VGMS und seine Mitgliedsunternehmen im Süden, die Rubin Mühle mit Standorten in Lahr und Plauen und die SchapfenMühle in Ulm, zum Haferforum Bayern digital eingeladen. Diese Veranstaltung ist Teil der Initiative Haferanbau und baut die regionalen Aktivitäten der Schälmühlen aus nach einem ersten Haferforum Schleswig-Holstein Ende 2020 und zahlreichen Gesprächen mit Landesbauernverbänden in sechs Bundesländern.

Mehr als 150 Teilnehmer, überwiegend Landwirte aus Bayern, verfolgten das vielfältige und praxisnahe Programm. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft präsentierte interessante Ergebnisse der Landessortenversuche 2021, ein Landwirt zeigte Besonderheiten sowie wirtschaftliche und agronomische Potenziale des Haferanbaus unter ökologischen Bedingungen auf, ein weiterer Landwirt erläuterte seine Anbau-Philosophie und den innovativen Weg, den er für Haferproduktion und -vermarktung gewählt hat. Zwei Vertreter des Getreidehandels erläuterten den Stellenwert des Hafers in ihren Handelsaktivitäten. Die Rohstoffeinkäufer der beiden Hafer verarbeitenden Unternehmen stellten ihre jeweiligen Qualitätsanforderungen und die Rahmenbedingungen für eine langfristige Partnerschaft vor. Das Publikum initiierte durch zahlreiche Fragen einen engagierten, erkenntnisreichen Austausch. Dieser kann in 2022 – hoffentlich – durch ein persönliches Treffen zum Beispiel auf dem Stand der Hafermühlen bei den DLG-Feldtagen im Juni fortgesetzt werden.

Alle Referenten aus Landwirtschaft, Forschung, Getreidehandel und Haferverarbeitung stellten Hafer als Gesundungsfrucht für den Ackerboden heraus. Allgemein anerkannt und von allen Referenten erwähnt wurden die Eigenschaften des Hafers, Unkraut wirkungsvoll zu unterdrücken, Nährstoffe gut anzueignen, eine gute Bodengare zu hinterlassen und nur einen moderaten bis geringen Bedarf an Dünger und Pflanzenschutz aufzuweisen.

Ralf Huber von der Huber Ralf & Sohn GbR, einem Naturlandhof im Landkreis Freising, berichtete über seine Erfahrungen mit dem Anbau von Hafer unter ökologischen Bedingungen. Er stellte die Vorteile einer frühen Aussaat und einer nicht zu starken Düngung besonders heraus und betonte, dass Hafer jeden Platz in der Fruchtfolge einnehmen könne.

Markus Zott verfolgt einen innovativen Ansatz, der geprägt ist vom Gedanken, den Konsum tierischer Lebensmittel zu reduzieren und die Menschen wieder stärker direkt vom Acker zu ernähren. Er ist mit einem konsequent regionalen Konzept in die Verarbeitung des Hafers eingestiegen und produziert unter seiner eigenen Marke Bayernglück Haferdrinks in zwei Sorten. Sein eigener sowie fünfzig weitere Betriebe bauen konventionellen Hafer für den Haferdrink an.

Dr. Lorenz Hartl von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft präsentierte Ergebnisse von Landessortenversuchen. In Bayern werden vornehmlich Gelbhafersorten empfohlen. Die Hafermühlen ergänzten, dass sie in diesem Punkt keine Präferenz haben und sowohl Gelb- als auch Weißhafer – auch gemischt – verarbeiten.

Die beiden Vertreter des Getreidehandels bekräftigten ihre Offenheit für den Hafer, betonten seine Potenziale für die Landwirtschaft, zeigten jedoch auch Grenzen und Risiken auf. Martin Unterschütz von der BayWa wies auf den wachsenden Wettbewerb hin, in dem sich die deutschen Landwirte mit den angestammten Hafer-Lieferländern befinden, und appellierte an die Hafermühlen, Signale an Erzeuger und Handel zu setzen. Stefan Leitl von der Bayernhof Vertriebs GmbH verdeutlichte die Notwendigkeit, die Anbaufläche pro Betrieb zu steigern und Hafersorten zur Verfügung zu haben, die stabile Hektolitergewichte auch unter schwierigen Bedingungen bringen.

Im letzten Teil des Forums stellten die beiden in Süddeutschland ansässigen Haferverarbeiter ihre Unternehmen und vor allem ihre Qualitätskriterien und Vertragsbedingungen vor.

Thomas Staffen von der Rubin Mühle mit zwei Standorten in Baden-Württemberg und Sachsen verdeutlichte noch einmal den enormen Umbruch, den der Hafermarkt in den vergangenen Jahren erfahren hat – durch die neuen Produkte im Bereich der Milchprodukte- und Fleischalternativen, von denen vor allem letztere in der Entwicklung noch am Anfang stehen. Zurzeit verarbeiten die Schälmühlen weit über 600.000 Tonnen Hafer pro Jahr – eine Verdopplung in den vergangenen zehn Jahren. Umso wichtiger sei eine gute Rohstoffversorgung aus heimischem Anbau, gerade für Mühlen, die aufgrund ihres Standorts nicht ohne weiteres auf Importware zurückgreifen können.

Ralph Seibold von der SchapfenMühle in Ulm schloss sich seinem Vorredner in diesen Punkten an. Beide Mühlenvertreter stellten zudem heraus, dass das Hektolitergewicht ein leicht und schnell zu messendes Kriterium sei, dass aber auch mit einem niedrigen Hektolitergewicht – unter den allgemein gewünschten 52 kg – die Schälbarkeit gut sein und eine hohe Ausbeute erreicht werden könne. Daher appellierten die Mühlen und die Getreidehändler an ihre Partner in der Landwirtschaft, stets Hafermuster zur Bonitierung einzusenden. Darüber hinaus bestätigten beide Unternehmen, in jedem Jahr auch Partien mit Hektolitergewichten unter 50 kg anzunehmen.

Unbestritten sind die hervorragende Eignung des Hafers zur Auflockerung wintergetreidelastiger Fruchtfolgen und der hohe Vorfruchtwert. Die Gesundungsfrucht Hafer kommt mit vielen unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten zurecht, wichtig ist eine ausreichende Wasserversorgung nach der Aussaat und in der Kornfüllungsphase. Bei aller Robustheit ist es wichtig, für Hafer sehr gute Standorte zu wählen, sich für die zum Standort passende Sorte beraten zu lassen und dann mit Engagement und Begeisterung das Haferfeld zu pflegen. Der Einsatz wird sich in vielerlei Hinsicht bezahlt machen.

Quelle: Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft VGMS e.V.

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