Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben die Kehrtwende der Grünen in der Freihandelspolitik scharf kritisiert. „Wenn jetzt CETA und demnächst das neue Handelsabkommen mit Neuseeland mit grüner Zustimmung durchgewunken werden, ist das mindestens so ein Verrat an grünen Grundsatzpositionen wie die Waffenlieferungen in Kriegsgebiete oder die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke“, sagte Jann-Harro Petersen von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN. Keine Interpretationserklärung und kein Nachhaltigkeitskatalog könne darüber hinweg täuschen, dass zollfreie Importkontingente für Agrargüter aus Übersee nicht nur unfaire Konkurrenz für unsere heimische Landwirtschaft bedeuten, sondern auch das genaue Gegenteil von Nachhaltigkeit, so der 45jährige Milcherzeuger und Schafhalter aus dem schleswig-holsteinischen Tating:

„Fleisch an sich ist ein hochwertiges Naturprodukt, aber aus Ländern mit Gentechnik und Hormonmast um die halbe Welt gefahren, bleibt von der positiven Ökobilanz nicht mehr viel übrig.“

Am Beispiel des im Juni vereinbarten, aber noch nicht ratifizierten Freihandelsabkommens der EU mit Neuseeland verdeutlicht Petersen die Auswirkungen: „Das zollfreie Importkontingent wird demnach um 38.000 Tonnen Schaffleisch erhöht, das ist fast das doppelte der gesamten deutschen Erzeugung, und damit könnte allein das kleine Neuseeland mehr als 30 Prozent der EU-Produktion in die EU liefern, natürlich zu den auf den Pazifikinseln möglichen niedrigen Preisen.“ Mit ihrer neuen liberalen Freihandelspolitik würden die Grünen den Preisdruck auf die Schafhalter weiter erhöhen, gleichzeitig hielten sie ihre schützende Hand über die Wölfe – für die FREIEN BAUERN eine absurde Kombination. Petersen: „Damit entziehen ausgerechnet die Grünen der extensiven und oft in Kooperation mit dem Naturschutz stattfindenden Schafhaltung die ökonomische Basis.“ Der Landwirt appelliert an Greenpeace, BUND und Nabu, die bisher immer gegen Freihandelsabkommen auf die Straße gegangen sind, die Ratifizierung aktiv zu bekämpfen. Bisher höre er nur „das Schweigen der Lämmer“.

Angesichts kriegerischer Auseinandersetzungen und unterbrochener Lieferketten stelle sich generell die Frage, weshalb überlebenswichtige Agrargüter überhaupt noch als Bestandteil von Freihandelsabkommen vorgesehen seien, argumentiert Petersen: „Geht es hier wirklich um das Wohl des Volkes oder macht sich die Politik damit nicht eher zum Erfüllungsgehilfen derjenigen Industrien, die um jeden Preis exportieren wollen, und sei es auf Kosten von Umwelt und Ernährungssouveranität?“

Stellungnahme der FREIEN BAUERN zum Freihandelsabkommen mit Kanada:

Quelle: Freie Bauern

Bildquelle: Freie Bauern