Im Sommer 2021 starteten die Bayerischen Staatsforsten ein großangelegtes Gams-Monitoring, um die Situation und die Entwicklung der Population im bayerischen Alpenraum künftig noch besser beurteilen zu können. Das Monitoring ist als langfristiges Projekt angelegt, alle sieben Gebirgsforstbetriebe der Bayerischen Staatsforsten nehmen an den wissenschaftlich begleiteten Erhebungen teil. Bereits in der Vergangenheit haben einige Gebirgsforstbetriebe der Bayerischen Staatsforsten selbstständige Zählungen der Gamsbestände vorgenommen, welche nach einer erfolgreichen Pilotphase vereinheitlicht wurden.
Ziel der Zählungen ist es, die Bestände über die Zeit zu dokumentieren, um zu sehen, wie es um das Symboltier der Alpen steht und wie sie sich entwickeln. Im Vergleich zu den ersten Zählungen 2020 wurden sowohl 2021 als auch 2022 jeweils mehr Gämsen gezählt als im Vorjahr:
Jahr | Gams-Zählungen | Bemerkungen |
2020 | 1.654 | Pilotzählung |
2021 | 1.873 | |
2022 | 2.060 |
Diese Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass sich die Bestände keineswegs negativ entwickeln. Mit den ersten aussagekräftigen Interpretationen der Ergebnisse wird 2025 gerechnet.
Unter anderem beobachten und zählen fachkundige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Forstbetriebe in den Sommermonaten an rund 100 Beobachtungspunkten im gesamten bayerischen Alpenraum die Gämsen: „Wir freuen uns, dass wir jetzt das zweite Jahr in Folge mehr Gämsen sehen“, so Reinhardt Neft, Vorstand der Bayerischen Staatsforsten. „Wir wissen, dass die Zahlen nur einen Bruchteil der wirklichen Populationsgröße darstellen. Die Steigerung ist für mich aber ein Indiz, dass es den Tieren gut geht und ihre Population stabil ist. Gleichzeitig dürfen wir die Belange des Bergwaldes nicht aus dem Blick verlieren.“ Unterstützung bekommen die Bayerischen Staatsforsten vom schweizer Wildbiologen Dr. Flurin Filli, der die Zählungen wissenschaftlich begleitet.
Seit Jahrtausenden hat die Gams in den bayerischen Alpen ihren Lebensraum. Und seit über 270 Jahren tragen Försterinnen, Förster, Berufsjägerinnen und Berufsjäger die Verantwortung für einen großen Teil der bayerischen Alpen. Verantwortung für die Pflege und Erhaltung der Bergwälder sowie für das Gamswild und seinen Lebensraum gehen damit schon seit vielen Generationen eng Hand in Hand. Die Jagd dient hier insbesondere dazu, die vielfältigen Nutz- und Schutzfunktionen der Wälder für die Gesellschaft zu gewährleisten. Heute ist über die Hälfte der alpinen Flächen im Freistaat den Bayerischen Staatsforsten zur Bewirtschaftung übertragen. Der verantwortungsvolle Umgang mit der faszinierenden Wildart Gams ist für die Bayerischen Staatsforsten Auftrag und Anliegen zugleich.
Hintergrundinformationen:
Egal ob „Gämse“, „Gemse“, „Gamswild“ oder „Krickelwild“ – hinter all diesen Namen steckt ein Tier: die Gams. Zu finden ist sie vor allem im Alpenraum und in den europäischen Hochgebirgen. Weit verbreitet ist das Gamswild auch im bayerischen Alpenraum – auf den Flächen der Bayerischen Staatsforsten. Dank ihres gut entwickelten Seh- und Geruchssinns können sie Feinde bereits frühzeitig wahrnehmen und aufgrund ihrer exzellenten Kletterfähigkeiten flink ausweichen.
Die Weibchen werden Geiß genannt. Sie und die Jungtiere leben in Rudelverbänden mit bis zu 30 und mehr Tieren, Gamsböcke dagegen sind die meiste Zeit im Jahr Einzelgänger. Die Gams erreicht ein Stockmaß von ca. 85 cm und eine Rumpflänge von ca. 110-140 cm. Geißen werden bis zu 20 Jahre alt, Böcke bis zu 15 Jahre.
Aussehen und Merkmale:
Die Tiere wechseln ihr Fell (»Decke«) zweimal im Jahr, wobei das Sommerkleid deutlich kürzer und heller als die dunkle Winterdecke ist. Vom Maul (»Äser«) bis zum Ohr (»Lauscher«) verläuft beidseitig ein schwarzer Streifen, »Zügel« genannt, und auch der im Sommer sichtbare Aalstrich am Rücken, die Läufe und die Bauchseiten sind dunkel bis schwarz gefärbt.
Dank ihrer spreizbaren Hufe (»Schalen«) ist die Gams wie gemacht für große und weite Sprünge am Berg, talwärts schafft sie Sprints mit Geschwindigkeiten von bis zu 45 km/h! Beide Geschlechter tragen Hörner, sogenannte Krucken. Diese sind typischerweise im oberen Bereich nach hinten gebogen (»gehakelt«) und können bis zu 25 cm lang werden. Mittels der jährlichen Wachstumsschübe lässt sich das Alter der Gams bestimmen.
Lebensraum & Vorkommen:
In den bayerischen Alpen ist die Gams daheim. Man kann sie in den felsigen Regionen oberhalb der Waldgrenze, aber auch im oberen Waldgürtel antreffen. Im Sommer zieht sie sich in die Matten- und Latschenkiefernregionen zurück. Ihre Ausbreitung erstreckt sich über den gesamten europäischen Alpenraum.
Ernährung:
Nahrung findet die Gams vor allem auf weitläufigen Almen und Matten, wo sie gleichzeitig ein weites Sichtfeld auf mögliche Bedrohungen hat. Tagsüber ruht sie im Bereich der Baumgrenze oder in noch höheren Lagen, die ihr als »Rückzugsräume« dienen.
Gräser, Kräuter, Moose, Flechten, Kiefernnadeln und junge Waldbäume bzw. deren Knospen zählen zum Nahrungsspektrum der Gams. Sie gehört zu den Wiederkäuern.
Fortpflanzung:
Die Brunft findet in den Wintermonaten, je nach Region von Ende Oktober bis Mitte Dezember, statt. Dabei liefern sich die Böcke in dieser Zeit heftige Verfolgungsjagden, die zum Teil im Schnee stattfinden.
Nach einer Tragzeit von ca. 6,5 Monaten wird das Jungtier (»Kitz«) geboren. Die »Setzzeit« (die Zeit, in der die Jungen geboren werden) erstreckt sich in der Regel von Mai bis Juni. Besonders interessant: Bereits wenige Stunden nach der Geburt kann das Kleine seiner Mutter selbst in schwieriges Gelände folgen!
Weitere Informationen:
https://www.wildtierportal.bayern.de/wildtiere_bayern/085402/index.php
Quelle: BAYERISCHE STAATSFORSTEN
Bildquelle: BAYERISCHE STAATSFORSTEN
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