Der Verordnungsvorschlag der EU-Kommission zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) würde klassischen Acker-, Obst-, Gemüse- und Weinbau in Schutzgebieten unmöglich machen und ginge mit massiven Ertragseinbußen sowie Einkommensminderungen der landwirtschaftlichen Betriebe einher.

Das Ergebnis ist besorgniserregend, neben dem Totalverbot in Schutzgebieten droht auch ein Bürokratiemonster und Auflagenwahnsinn.

Die landwirtschaftliche Produktion in der EU wird stark zurückgehen, die Preise und das Einkommen der Landwirte werden massiv beeinträchtigt wer­ den, und der Umweltnutzen wird aufgrund von Verlagerungseffekten in Drittländer sehr be­grenzt sein. Außerdem wird die Abhängigkeit der EU von Lebensmittelimporten drastisch zuneh­men, und einige Studien gehen sogar davon aus, dass die EU zu einem Nettoimporteur wird.

Ein im Auftrag des Deutschen Bauernverbandes erstelltes Gutachten der Hochschule Soest belegt die mit dem SUR eingehenden Probleme:

  • Auf guten Ackerbaustandorten sind die Einkommensminderungen bei Kartoffeln, Raps, Zuckerrüben und Weizen am höchsten
  • Anbau von Kartoffeln auf guten Ackerbaustandorten nicht mehr wirtschaftlich
  • Auf Ackerbaustandorten mit niedrigen Ertragspotenzial ist es wirtschaftlich nicht tragfähig

Das Gutachten ermittelt die Auswirkungen des SUR-Entwurfs auf die betrieblichen Ergebnisse von Acker-, Futter- und Gemüsebaubetrieben sowie die Folgen für das Anbauspektrum in den betroffenen Gebietskulissen. Im Ergebnis sind auf Standorten mit hohem Ertragspotenzial Einkommensminderungen von rund 50 Prozent zu erwarten. Auf schwächeren Standorten wäre Ackerbau mittelfristig nicht mehr wirtschaftlich tragfähig. Insbesondere der Anbau von Kartoffeln und Raps sowie der Gemüseanbau müssten infolgedessen vielfach eingestellt werden. Der ohnehin bereits geringe Selbstversorgungsgrad beim Gemüse würde demnach weiter sinken. Auch Futterbaubetriebe müssten je nach Flächenausstattung und Pflanzenschutzintensität mit Ertragsminderungen und somit Grundfutterknappheit rechnen, welche die Betriebe innerbetrieblich nicht vollständig kompensieren könnten.

Der Verfasser des Gutachtens, Professor Dr. Friedrich Kerkhof von der Hochschule Soest, betont die Deutlichkeit der Ergebnisse:

„Auf den guten Ackerbaustandorten sind die Einkommensminderungen bei den wirtschaftlich starken Früchten Kartoffeln, Raps, Zuckerrüben und Weizen am höchsten. Der Anbau von Kartoffeln ist nicht mehr wirtschaftlich, die relative Wettbewerbsfähigkeit von Mais nimmt dagegen zu.

Im Ackerbau auf Standorten mit einem niedrigen Ertragspotenzial ist ein Verzicht auf den chemischen Pflanzenschutz wirtschaftlich nicht tragfähig.

Im Gemüseanbau steigt das Anbaurisiko durch Schädlinge und Schadpilze erheblich an.

Bei Verzicht auf den chemischen Pflanzenschutz wird der Anbau vieler Gemüsearten aufgegeben oder lohnt sich nur bei sehr hohem Preisniveau.“

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, betont, dass vor dem Hintergrund der Studie eine grundlegende Überarbeitung der Vorschläge dringender denn je ist. „Das Gutachten macht deutlich, dass die EU-Kommission mit ihren weltfremden Plänen zur Pflanzenschutzmittelreduktion nicht nur die Existenz zahlreicher landwirtschaftlicher Betriebe massiv gefährdet, sondern auch die sichere Nahrungsmittelversorgung in Europa leichtfertig aufs Spiel setzt. Die deutschen Bauern stehen zu dem Ziel, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln so weit wie praktisch möglich zu reduzieren und haben in den vergangenen Jahren bereits erhebliche Fortschritte erzielt. Es braucht dafür jedoch intelligente und vor allem umsetzbare Lösungen, mit denen die EU auch ihrer Verantwortung bei der Ernährungssicherung gerecht werden kann. Pauschale Reduktionsziele und Komplettverbote sind der gänzlich falsche Ansatz“, so Bauernpräsident Rukwied.

Die EU-Kommission hat mit dem aktuell vorliegenden Entwurf deutlich über das Ziel hinausge­ schossen. Die Reduktionsziele beim Einsatz und dem Risiko chemischer Pflanzenschutzmittel bis 2030 sind angesichts der aktuellen sozioökonomischen und politischen Herausforderungen klar überambitioniert und unverantwortlich. Die verschiedenen im letzten Jahr veröffentlichten Studien (GFS, Universität Wageningen, USDA, COCERAL, Euroseeds, Universität Kiel, INRAE) wei­ sen alle in eine beunruhigende Richtung:

Eine Zusammenfassung des Gutachtens „Ökonomische Folgen des Verzichts auf chemische Pflanzenschutzmittel“ finden Sie HIER.

Die Langfassung des Gutachtens ist HIER zum Download verfügbar.

Quelle: DBV

Bildquelle: ML-Archiv


Entdecke mehr von Moderner Landwirt

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.