Landwirte standen am 07.07.2022 wieder auf Autobahnbrücken und anderen Orten aus Solidarität zu den Niederländischen Kollegen.

Wir sehen jetzt gerade was in den Niederlanden passiert. Für viele ist das weit weg und manch einer mag auch sagen, dass geht uns NICHTS an.

Ist das so? Ist es weit weg? Die vermeintlichen Vorgaben, die dort jetzt umgesetzt werden, kommen aus demselben Brüssel, welches auch uns die Vorgaben macht und geht uns das wirklich NICHTS an?

In den Niederlanden geht es aktuell darum, die Ammoniak-Emissionen zu reduzieren, um zu verhindern, dass dieses Ammoniak aus der Luft wieder in Form von Stickstoff in den Boden eingetragen wird. Die Maßnahmen, die hierzu auf den Weg gebracht werden, würden dazu führen, dass in letzter Konsequenz ca. 30 % der niederländischen Landwirte für immer ihre Betriebe aufgeben müssen. Viele weitere müssten sich erheblich einschränken.

Ein Blick in die Details zeigt, dass mit den Häfen, Flughäfen und Ballungsräumen sehr große Ammoniak-Emittenten völlig unangetastet bleiben. Hier wird mit fadenscheinigen Argumenten versucht, dass die Bevölkerung gut findet, dass die Erzeugung von Lebensmitteln im eigenen Land stark eingeschränkt oder sogar eingestellt wird.

Das kommt uns doch sehr bekannt vor. In den Niederlanden wie auch bei uns in Deutschland kämpfen Landwirtinnen und Landwirte dafür, auch weiterhin die heimische Bevölkerung mit Nahrungsmitteln versorgen zu dürfen.

Uns wird es genauso treffen. Was in den Niederlanden jetzt gerade beschlossen wird, steht uns genauso noch bevor!

Nicht so offensichtlich und nicht so dreist und öffentlich angekündigt wie in den Niederlanden, sondern ein bisschen eleganter, charmanter, eher im Verborgenen vorbereitet und zum Beschluss bereit. Die Werkzeugkiste ist weit geöffnet, die Werkzeuge liegen bereit. Die ersten Schrauben sind schon angezogen. Die nächsten werden folgen.

Nach fest kommt ab!

Co2-Reduktion, TA-Luft, Biodiversitätsplan, Nationale Wasserstrategie, Green Deal, Farm to Fork und vieles mehr. Aktuell treibt die Düngeverordnung, wieder einmal, die wildesten Früchte.
Hier wird gerade eine nochmal neue, entscheidende Änderung auf den Weg gebracht.

Es wird eine andere Berechnungsmethode eingesetzt, die nichts mit den wahren Messwerten im Wasser zu tun haben, sondern nur auf dem Papier existieren. Somit werden neue theoretische Werte erschaffen die zu mehr Roten Gebieten führen, ohne dass es eine Wissenschaftliche Grundlage hat oder durch eine reale Messung jemals angezeigt werden würde!

Nun kommt wieder Brüssel ins Spiel. Wir sind verklagt und verurteilt worden, aufgrund der bisher gemeldeten Werte, nicht wegen der tatsächlichen!

Das hat die Kommission und auch der EuGH schon mehrfach so betont. Wiederholt wurde auch aus Brüssel darauf hingewiesen, dass das ausgewiesene Messstellennetz welches wir verwenden, viel zu dünn und mangelhaft ist.

Dieses wurde auch im EuGH-Urteil nochmal ganz klar bestätigt. Unser Messnetz ist VIEL ZU DÜNN UND NICHT AUSREICHEND! Für unsere Landesgröße haben wir somit viel zu wenig Messstellen (nur 1/10 der anderen Länder) um eine aussagekräftige Beurteilung des Nitrats im Grundwasser überhaupt durchzuführen zu können!

Diese künstliche Verschlechterung der Nitratwerte durch eine andere Berechnungsart wird zu schlechteren Werten führen, bei der die EU dann wieder Nachbesserung verlangen wird.
Somit wird die nachhaltige Produktion in Deutschland weiterhin eingeschränkt und heruntergefahren. Der momentane Selbstversorgungsgrad von ca. 87% wird somit weiter stark sinken und Deutschland wird auf mehr umweltschädliche Importe aus Drittländer angewiesen sein.

Denn u.a. die Einschränkungen in der Düngung von „Roten Gebieten“ bedeutet sehr
viel weniger Ertrag, schlechtere Qualität der Ernte und erhöhte Kosten für den Verbraucher.
Die Versorgungslage im Inland wird durch den Green-Deal und Farm to Fork deutlich verschlechtert, wie auch schon mehrere Studien unabhängig voneinander bestätigt haben. Die Nachhaltigkeit bei uns sinkt dadurch stark, gleichzeitig nimmt die Umweltbelastung in anderen Ländern enorm zu! Alleine durch Flächenstillegungen fallen bis 2030 mindestens 10% der fruchtbaren Ackerflächen in Deutschland weg, dazu kommt auch noch eine pauschale Pflanzenmittelreduktion von 50%, die zusätzlich noch mindestens zwischen 10-40% des Ertrags und der Qualität kostet. Somit können auch viel weniger Menschen ernährt werden.

Viele Sorgen treiben gerade die Landwirte in Deutschland und auch in den Niederlanden um. Schlechtere Versorgung der Bevölkerung mit sicheren Lebensmitteln, enorme Zusatz-Kosten ohne Ausgleich, Existenzängste bis zum totalen Ruin und mittlerweile die Angst vor weiterer unfachlicher Willkür bei politischen Entscheidungen. Man opfert damit die nachhaltige und umweltorientierte Produktion in Deutschland für eine unkontrollierbare, umweltschädliche und viel flächenintensivere Produktion im Ausland.

Die politische und wirtschaftliche Situation hierzulande macht den heimischen Bauern nicht erst seit Corona sehr zu schaffen und es ist sehr zu erwarten das sie sich weiter stark verschärft und bis hin zu politisch gewollten Enteignungen der Betriebe führt.

Die uns bereits bekannten zukünftigen Auflagen und Verordnungen in Deutschland führen früher oder später genau zu dieser prekären Lage in der sich gerade die Niederlanden befinden.

Unfachliche Stickstoff-Reduktion bis hin zum totalen Bewirtschaftungsverbot! Damit einhergehend massenhaft Betreibsaufgaben, Reduktion der Lebensmittelerzeugung im eigenen Land und Verschärfung der Abhängigkeit von Importen.

Und das, obwohl uns die aktuelle Situation zeigt, wie anfällig die globalen Lieferketten sind.
Die Weichen werden auf Hunger gestellt! Und die Bevölkerung soll es gut finden.
Es geht uns also in Deutschland sehr wohl was an, was gerade in den Niederlanden passiert.
Wir sind eben nur nicht ganz so früh und nicht ganz so offensichtlich damit konfrontiert.
Angesichts dieser Aussichten müssten eigentlich nicht nur abertausende Schlepper hupend in Berlin und Brüssel stehen, sondern auch hunderttausende Bürger und Bürgerinnen um für ihre sichere Ernährung zu kämpfen. Das hier ist erst der Anfang!

Quelle: LANDWIRTSCHAFT VERBINDET BAYERN E.V.

Bildquelle: ML-Archiv