Alle Jahre wieder dürfen die jugendpolitisch interessierten Landjugendlichen ihre Reise an den Fuß der Zugspitze nach Grainau antreten, denn dort veranstaltet der Arbeitskreis für Jugend- und Gesellschaftspolitik (AK I) der Bayerischen Jungbauernschaft e.V. (BJB) seine berühmten AK-I-Tage. In diesem Jahr fand das Seminarwochenende vom 24.02. bis 26.02.2023 unter dem Motto „Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt! So viele Wege – Wir müssen uns nur entscheiden!“ im Seminarhaus Grainau statt.

Die Quaterlife-Crisis (QLC) kann jeden treffen!

Besonders freute sich das Organisationsteam bereits vorab über die zahlreichen Anmeldungen. Mit fast 50 Teilnehmer:innen durfte sich der Arbeitskreis auf ein stark besuchtes Wochenende freuen. Für diese hatte sich der AK I unter der Leitung von Sabrina Hannemann vorab ein buntes Programm überlegt. Im Vordergrund stand dabei die Frage, wie es nun nach Corona weitergehen kann. Nachdem während der Coronapandemie einiges brach lag und viele die ein oder andere Entscheidung lieber aufschoben bzw. aufschieben mussten, geht’s jetzt wieder richtig los. Der Terminkalender vieler Mitglieder platzt aus allen Nähten, jeder möchte „Dinge nachholen“ und nach zwei Jahren Pandemie stehen viele vor neuen Weggabelungen und müssen entscheiden, wo es im Leben nun hingehen soll. In der heutigen Zeit haben junge Menschen viele Chancen und Möglichkeiten. Dies kann aber auch überfordern und zusätzlichen Druck ausüben.

Mit dieser Problematik beschäftigten sich die Landjugendlichen zunächst am Freitagabend. Dabei wurde die sogenannte Quaterlife-Crisis aufgegriffen, welche eine psychische Krise darstellt, in die junge Menschen zwischen ca. 21 und 29 Jahren geraten können. In einer derartigen Phase fühlen sich die jungen Erwachsenen verunsichert und durchleben eine Art Sinnkrise. Gerade in einer Zeit, in der sie viele private und berufliche Entscheidungen treffen, fallen eben diese schwer. Dies kann schwere Folgen wie beispielsweise Depressionen verursachen. Im Rahmen von unterschiedlichen Reflexionsphasen konnten sich die Seminarteilnehmer:innen zum Start in das Wochenende austauschen und teilten hier schon erste Lösungsmöglichkeiten, wie sie bei schwierigen Entscheidungen vorgehen.

Gruppenfoto

Achtsam mit Klischees umgehen!

Am Samstag startete das Seminar sportlich in den Tag. Einige waren sogar so motiviert, dass sie erst die Joggingrunde durch Grainau am Morgen absolvierten und dann bei der Yogastunde ihren Körper ganz neu kennenlernten.

Im Anschluss daran wurde von ProFamilia das Thema „Rollenbilder und Erwartungen“ in den Mittelpunkt gestellt. Während man zunächst mit den Klischees rund um „typisch Mann“ und „typisch Frau“ spielte, merkten die Jugendlichen schnell, dass diese Stereotypen auch immer mehr zu Problemen werden können. Insbesondere der Gender Pay Gap ist häufig ein Resultat aus verfestigten Rollenbildern, welche z. B. die Berufswahl der Geschlechter beeinflussen oder die Chancen am Arbeitsmarkt für Frauen schmälern.

Am Nachmittag übten sich die Teilnehmer in Achtsamkeit. Zusammen mit dem Schulleiter des Seminarhauses Grainau, Rainer Schmelz, ging es zum Eibsee. Dort angekommen brachte er den Landjugendlichen im Rahmen einer Resilienzwanderung durch die wunderschöne Winterlandschaft verschiedene Achtsamkeitsübungen näher.

Man muss auch „Nein“ sagen können!

Nach zwei Stunden Fußmarsch wärmten sich die jungen Frauen und Männer bei Kaffee und Kuchen wieder auf und starteten in den kreativen Teil des Wochenendes. Sie erhielten die Aufgabe, in Gruppen ein kleines Improtheater einzustudieren. Dort wurden mit viel Witz und Charme verschiedene Familienformendargestellt, die dann von den anderen Seminarteilnehmenden erraten werden mussten.

Der Samstag wurde mit einem Workshop von Constanze Birkmann von Zettelraum abgerundet. Sie griff Aspekte des Nein-Sagens, Priorisierens und Konzepte des Zeitmanagements auf und zeigte den Landjugendlichen verschiedene Techniken, wie sie selbst ihre vielen Aufgaben besser priorisieren können und auch hochmotivierte Mitglieder einmal „Nein“ sagen lernen.

Ihre gesammelten Erfahrungen durften die Seminarmitglieder am Ende des Tages in einem Brief an sich selbst festhalten, welcher ihnen in ca. 1,5 Jahren zugeschickt wird. Mal sehen, wer seine Vorhaben umgesetzt oder doch neu gedacht hat.

Politikerdiskussion

Eine bunte Podiumsdiskussion als Krönung

Für viele Teilnehmer:innen fand das Highlight des Wochenendes am Sonntag statt. Unter der Leitung von Sabrina Hannemann rundete eine Podiumsdiskussion mit Eva Lettenbauer (Die Grünen), Ronja Endres (SPD), Gabi Schmidt (Freie Wähler), Kristan von Waldenfels (CSU) und Sebastian Schaller (FDP) das Programm ab. Dort konnten all die Themen, die die Landjugendlichen im Laufe des Wochenendes beschäftigt hatten, aufgegriffen werden. So mussten sich die anwesenden Politiker:innen den Fragen rund um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie dem Gender Pay Gap stellen, aber auch ihre Ideen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels darlegen. Des Weiteren durfte natürlich auch das Thema Ehrenamt nicht fehlen, da sich dieses als eine Möglichkeit herauskristallisierte, wie man Jugendliche und junge Erwachsene in der Selbstverwirklichung unterstützen kann. Sowohl den anwesenden Vertreter:innen aus der Politik als auch den Landjugendlichen ist nämlich eins klar: Ein Ehrenamt ist mehr als ein Hobby. Es prägt junge Menschen, fördert ihre Talente und stärkt so ihr Selbstwertgefühl. Dies muss von der Politik unterstützt und besonders gefördert werden.

Nachwahlen und Seminarabschluss

Zum Abschluss des Wochenendes fanden außerplanmäßige Nachwahlen statt. Nach sechs Jahren aktiver Arbeitskreisarbeit verabschiedete sich die AK-Sprecherin Sabrina Hannemann (Oberfranken) aus dem AK I und wurde mit viel Dank und Lob in den Landjugendruhestand verabschiedet. Auch Hannah Grießhammer (Oberfranken) entschied sich nach drei Jahren aktiver Arbeit den Arbeitskreis zu verlassen.

Als neuer Sprecher darf nun Felix Müller (Oberbayern), welcher an diesem Wochenende leider nicht in Präsenz am Seminar teilnehmen konnte, die Geschickte des Arbeitskreises für Jugend- und Gesellschaftspolitik leiten und einen Sitz im Landesvorstand übernehmen. Neben den bisherigen Mitgliedern Florian Wachter (Unterfranken), Elke Sommer (Niederbayern) und Marie Grieshammer (Oberfranken) dürfen außerdem nun auch Larissa Wiegel (Mittelfranken) als stellvertretende Arbeitskreissprecherin und Nadine Schmidt (Oberfranken) als kooptiertes Mitglied das jugendpolitische Sprachrohr der Bayerischen Jungbauernschaft e.V. verkörpern.

Zum Abschluss fand eine kurze Abschlussevaluation statt, in der alle Seminarteilnehmer:innen volles Lobes ihre Lieblingsprogrammpunkte auswählten und gleichzeitig Wünsche für das nächste Jahr äußern durften. Eins steht fest: Der Arbeitskreis hat viel vor für 2023 und darf sich vermutlich auch im kommenden Jahr über viele Anmeldungen zu den AK-I-Tagen 2024 freuen!

Die Bayerische Jungbauernschaft e.V. (BJB) vertritt als Jugendverband rund 20.000 junge Menschen in den ländlichen Regionen Bayerns. Unsere Motivation: Lebenswerte ländliche Räume für Jugendliche und junge Erwachsene erhalten und gestalten.

Mit unserer ehrenamtlichen außerschulischen Jugendarbeit tragen wir einen wichtigen Teil dazu bei. In unserem Netzwerk sind wir unter anderem Mitglied des Bayerischen Jugendrings und des Bunds der Deutschen Landjugend. Mehr Infos auf unserer Homepage www.landjugend.bayern

Quelle: Bayerische Jungbauernschaft e.V.

Bildquelle: Bayerische Jungbauernschaft e.V.