Der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik kritisiert das einige Verbände und Unternehmen immer wieder versuchen , Marktunsicherheiten zu instrumentalisieren, um bewährte Qualitätsstandards in der landwirtschaftlichen Erzeugung zu kippen. Aktuell wird der Krieg in der Ukraine genutzt, um eine angeblich drohende Nicht-Verfügbarkeit gentechnikfreier Futtermittel zu behaupten.

Der VLOG und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) warnen vor einem unbegründeten voreiligen Aussetzen GVO-freier Fütterung und fordern stattdessen angemessene Bezahlung der höheren Kosten für die Erzeugern.

Alexander Hissting, VLOG-Geschäftsführer, sagt:
„Immer wieder wird jetzt behauptet, GVO-freies Futtermittel sei angeblich schon jetzt oder sehr bald nicht mehr verfügbar. Doch alle Fakten sprechen dagegen. Laut jüngsten Ernteprognosen von DRV, AMI und EU-Kommission dürfte die diesjährige Rapsernte in Deutschland ca. 3,8 bis 4 Millionen Tonnen betragen, also 0,3 bis 0,5 Millionen Tonnen mehr als 2020. Schon damit wären mögliche Rückgänge beim Import aus der Ukraine rechnerisch kompensiert. Der Anteil der Importe aus der Ukraine betrug zuletzt nur etwa 10 Prozent der Gesamtmenge an Rapssaat, die in Deutschland verarbeitet wurde. Und aus der Ukraine ist zu hören, dass es 2022 überhaupt keinen Rückgang der Exporte geben wird. Ein Marktexperte aus Deutschland geht für den Herbst von einer so großen Verfügbarkeit von Rapssaat aus, dass die hiesigen Ölmühlen eher das Problem haben werden, die Mengen zu verarbeiten. Ein Mangel an Schrot sei definitiv nicht zu erwarten. Mangelnde Verfügbarkeit ist mithin kein Grund, jetzt aus „Ohne Gentechnik“ auszusteigen oder sich darauf vorzubereiten. Allerdings sind wie in vielen anderen Bereichen auch die Kosten stark gestiegen. Darauf dürfen die Erzeugern nicht sitzenbleiben, sondern müssen angemessen bezahlt werden.“

Vitaly Kushnir, Berater des ukrainischen Landwirtschaftsministeriums und Geschäftsführer der ATK Group, zu der auch die Sojamühle AdamPol gehört:
„Ich rechne mit Exporten von etwa 2 Millionen Tonnen Raps aus der Ernte 2022 aus der Ukraine in die EU, bei einer Gesamtproduktion von etwa 2,5 Millionen Tonnen. Damit würde die Ukraine die gleiche Menge an Rapssaat in die EU exportieren wie bisher auch. Der Export wird sich jetzt allerdings aus logistischen Gründen über eine längere Periode erstrecken. Bisher lief der Export von Rapssaat im Laufe von nur 3 Monaten ab.“

Ottmar Ilchmann, AbL-Milchsprecher, führt weiter aus:
„Gerade vor dem Hintergrund möglicher Engpässe ist es wichtig, die Qualität beizubehalten und auszubauen, aber nicht mehr zum Billigtarif zu verkaufen. Bisher war etwa Weidemilch immer satt verfügbar. Wir Bäuerinnen und Bauern haben immer das Argument gehört, ihr macht es ja sowieso. Wir erzeugen die gerne und aus Überzeugung. Allerdings wurden uns die höheren Standards gar nicht oder kaum bezahlt. Das gilt auch für die Mehrkosten für GVO-freie Milch. Die Molkereien verbessern ihr Image, aber sie setzen sich am Markt nicht für die angemessen Entlohnung ihrer Lieferanten ein. GVO-freies Futtermittel ist ausreichend da. Jetzt können und müssen die Molkereien die Marktsignale nutzen, um höhere Preise durchzusetzen und Bäuerinnen und Bauern für ihre Qualitätsmilch angemessen zu bezahlen. Die deutliche Mehrheit der Verbrauchern will Gentechnikfreiheit.“

Quelle: AbL

Bildquelle: ML-Archiv