Gerade bei den Allgäuer Grünlandbauern sorgt die Düngeverordnung, die ab 2025 Bodennahe Ausbringung vorschreibt, für Ärger. Deshalb schlossen sich mehrere Verbände und Landwirte zusammen und organisierten eine Infoveranstaltung Sonntag 23.04.2023 in Marktoberdorf. Wir waren vor Ort und filmten die Veranstaltung, bei der mehr kamen als vermutet.

Die Stadthalle Marktoberdorf mit 800 Plätzen war bis auf den letzten Platz besetzt, leider mussten ca. 200 interessierte abgewiesen werden. Mit so einen Andrang hatte niemand gerechnet.

Ja, und wir wissen das gerade im Video die Allgäuer Bauern einen sehr starken Dialekt haben. Aber gerade bei diesen Thema kocht die Stimmung hoch.

Was aber phänomenal war, bei der gesamten Veranstaltung blieb es fachlich und sachlich. Eine rundum gelungene Veranstaltung.

Denn Auftakt machte Benedikt Ohneberg der Fütterungsberater ist.

Er wies auf die Auswirkungen auf die Futterqualität hin. Die Tiergesundheit werde gerade durch die Güllewürste massiv in Gefahr.

Er sagte ausdrücklich, „Schleppschuh auf Grünland zum erzeugen von Tierfutter ein definitives NEIN“.

Das wäre als Tierernährung Praxis, fern und fachlich vollkommen falsch.

Rudolf Rauscher von den „Günzacher Landwirten“ gab uns einen kurzen Rückblick über Veranstaltungen, bei dem sie auf das Problem mit dem Schleppschuh hingewiesen.

Die Auftaktveranstaltung fand am 15.9.2018 in Günzach statt. Es folgten Petitionen und Unterschriftensammlungen, bei dem insgesamt ca.14.000 Unterschriften zusammen kommen (incl. rund 7260 von den Bioverbänden) danach fanden diverse Treffen unter anderem im CSU Büro Kempten, Unterschriften Übergabe an Herrn Aiwanger bei der Agrarschau 2019, empfang im Landtag durch Frau Kaniber sowie Vorführungen beim Spitalhof statt.

Rauscher`s Fazit bei diesen ganzen Versuchen war, die LfL und die Politik demonstrieren hier nur ihre Macht ob es Sinn macht oder nicht.

Kritisiert wurden auch die Versuchstechniken, die nicht praxisorientiert sind. Es wurden auch die Vergleiche der Ausbringtechniken Schleppschuhverteiler und Breitverteiler anschaulich vorgetragen. Herr Rauscher brachte auch seine Güllefeldversuche am Rauscher Hof mit Beispiel Bildern vor. Er wollte auch gerne der Politik oder der LfL (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft) seine Ergebnisse zeigen, leider hat sich aber keiner dafür interessiert.

Markus Binzer war für den BDM vor Ort und ging auf den Unterschied der mineralischen und organischen Düngung ein.

Auch auf den Nitratgehalt in den unterschiedlichen Tiefen, der doch recht unterschiedlich ausfiel.

„ Angemessene Güllegaben von circa 20 m³ pro aufwuchs führen zu keiner erhöhten Auswaschung“.

„Gülle Stickstoff ist mindestens so gut wie mineralischer Stickstoff“.

Schröppel 2002

Das Fazit hieraus zur Derogation der 170 kg Grenze ist, eine bedarfsgerechte Grünlanddüngung ohne mineralische Stickstoffdünger führen zu keine erhöhten Belastung des Grundwassers mit Nitrat!

Die organische Stickstoff Ausbringung richtet sich nach Anzahl der Nutzungen.

Eine 170 kg N- Regelung ist fachlich nicht haltbar!

Des weiteren wird für eine Abschaffung der Sperrzeit für Grünland gefordert.

Dies wird mit den minimierte Stickstoffverlusten begründet. Es sollte ein Gülleausbringverbot bei Wasser gesättigten, schneebedeckten und gefrorenen Boden gelten.

Andreas Schmid vom BBV erzählte von ihren Bemühungen und den Aktivitäten Rund um das Thema Gülleausbringung.

Er wies auch noch mal auf die falsch gemeldeten Zahlen an die EU hin . Gerade die Landwirtschaft sollte Klimaversäumnisse beim Autoverkehr ausgleichen. Hierzu zeigte er auch einen Zeitungsausschnitt.

Zitat: Künftig sollen sich die Sektoren gegenseitig helfen können, was bedeuten dürfte, dass nicht eingehaltene Ziele etwa im Bereich Verkehr durch überfüllte Ziele etwa in der Landwirtschaft kompensiert werden könne.

Dies wäre ein Skandal und kann man nicht so hinnehmen.

Der AbL war mit Georg Martin vor Ort. Er erzählte von seinen Erfahrungen mit der Politik (z.B. mit Gisela Sengl).

Er bewirtschaftet selbst seit 30 Jahren einen ökologischen Milchviehbetrieb. Durch seine langjährige Erfahrung konnte er anschaulich auf die Probleme mit der Güllewurst hinweisen.  Er wies auch auf die versuche 2019 hin, die Probleme von damals seien auch heute noch Tagesaktuell.

Die Bemühungen der Verbände wurden auch da von der Politik nicht ernst genommen. Er wies auchnoch mal auf die Standortproblematik hin.

Die Düngerverordnung gilt in ganz Bayern ob Weinbau, Ackerbau oder Grünland immer nach den gleichen Kriterien. Dies kann nicht sein.

Dies widerspricht jeder guten, fachlichen Praxis!

v.l.n.r.  Andreas Magg & Philipp Jans (LsV)

Der LsV war mit Andreas Magg und Philipp Jans vertreten.

Sie erörterten Lösungsvorschläge zur Einhaltung der NEC Richtlinie um weiteren Kriterien zum Umgang mit organischen Wirtschaftsdünger. Gerade der Wirtschaftsdünger ist betriebsindividuell zu betrachten. Hierbei können nicht alle Betriebe gleich behandelt werden.

Jeder Erzeugungsbetrieb hat eigene Einflussfaktoren auf den Wirtschaftsdünger, die man nicht standardisiert, per se als Verursacher von in NH3 Ausgasung verurteilt werden dürfen.  

Sie wissen hier auf die Einflussfaktoren sowie die Einwirkzeit und Anzahl der Einflussfaktoren hin. Für sie wären z.B. Diese Lösungsvorschläge denkbar.

  • Jeder Anwender von organischen Wirtschaftsdünger hat die Berechtigung über die AusbringArt & AusbringZeit frei zu entscheiden.
  • Sofern mit Nachweis die Einhaltung der NIC Richtlinie gewährleistet wird sowie die Nährstoffaufnahme unmittelbar geleistet wird ( Düngeverordnung, Bewuchs, Bewurzelung).
  • Sofern die Nährstoffverluste die (gesetzlichen) Unterschreitungswerte gewährleisten

Nicht nur die Technik sollte angeschaut werden, sondern auch der Stall, die Lagerung, die Fütterung, der Boden, der Bestand und die Witterung.

Genauso ist es interessant die Güllebehandlung / Güllezusätze, wie z.B. Säuren, Kohle, Molke, Fermente, Algen, Mikro- und Makronährstoffen zu erforschen.

v.l.n.r. Bernhard Pohl & Jens Keim

Landtagsabgeordneter Bernhard Pohl lobte die gut besuchte Veranstaltung.

Der Druck auf die Politik muss nochmals erhöht werden. Gerade vor der Landtagswahl im Oktober sollte man die Chance nutzen. Herr Pohl von den Freien Wählern erzählte von den 300.000 € für Praktika Versuche zur Bodennahen Düngeversuchen.

Trotz des anfänglichen Wiederstandes von Landwirtschaftsministerin Frau Kaniber, konnte dies im Haushaltsausschusses abgesegnet werden. Interessant waren gerade die Abstimmungen zu diesem Versuch. Alle stimmten zu, bis auf die Grünen.

Jens Keim, von der IG gesunde Gülle erklärte, dass es auch Ausnahmen bei der bodennahen Gülleausbringung gebe.

Wie zum Beispiel Betriebe unter 15 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, Gülle mit einem Trockensubstanz Gehalt unter 2 % oder mit einen pH-Wert unter 6,4.

Auch das sehr zu provokante, aber zutreffende Bild sorgte für Lacher.

Wir wollen dies nicht auf unsere Teller, aber unseren Kühen muten wir dies zu! 

Maria Hohenester Geschäftsführerin der LVÖ erzählte von den geplanten Versuchen unter verschiedenen praxisnahen Bedingungen. Gerade die Ökobetriebe äußerten ihre Bedenken in Bezug der Futterqualität. Die schweren Güllefässer wären auch ein Problem in Bezug der Bodenverdichtung.

Die Ökoverbände wären für eine Verschiebung der Obergrenze, 15 ha wären zu wenig!

Zu guter Letzt hielt Thomas Fleschutz  seinen Vortrag.

Herr Fleschutz moderierte die rundum gelungene Veranstaltung. Er betonte, wie wichtig es ist, weiterhin friedlich Widerstand zu leisten.

Gerade mit der öffentlichkeitswirksamen Unterstützung mit der “Foto Challenge Güllewürste“ könnte doch jeder Landwirt seinen Beitrag leisten. Hierbei könnten Fotos in Form von Schildern und Bahnen, beschriften Fässern medienwirksam an Wanderwegen oder Straßen aufgestellt werden. Die soll zeigen, dass extrem viele Betriebe betroffen sind ja wie’s auch noch mal die Wichtigkeit der praxisorientierten Versuchen hin.

Es müssen mehr kritische Themen angesprochen werden, diese Verordnungen beschleunigen das Höfe sterben.

Zitat Thomas Fleschutz:

„Wenn es so Scheiße im Allgäu wäre, warum stieg dann die Bevölkerungsentwicklung im Allgäu?“.

Die Landwirte sind nicht generell gegen die Technik, nur gegen die Verpflichtung. Fleschutz wies noch mal auf die gute fachliche Praxis hin.

WIR ALLE SIND GEFORDERT!

Quelle: ML

Bildquelle: ML / IG-Gesunde Gülle / Günzacher Landwirte