Laut der vierteljährlich aktualisierten Kostenstudie des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) betrugen die Produktionskosten für das Jahr 2022 47,73 ct/kg, während der durchschnittliche Auszahlungspreis in der gleichen Zeit bei 53,18 ct/kg lag. Im Durchschnitt waren die Kosten damit in diesem Zeitraum gedeckt. Auch für Januar 2023 weisen die Kosten mit 47,70 ct/ kg eine ähnliche Höhe auf. Sie sind damit im Vergleich zu Oktober 2022 um 0,19 ct gestiegen, während der Januarpreis mit 56,91 ct bereits 2,42 ct unter dem Oktoberpreis lag. Wie man anhand der Entwicklung der Milcherzeugungskosten der vergangenen Jahre sehen kann, haben die Kosten in 2022 ihren bisherigen Höchstwert erreicht.

Sorgen bereitet die Entwicklung bei den Erzeugerpreisen, die sich aufgrund gestiegener Anliefermengen und zurückgehender Nachfrage nicht nur in Deutschland immer weiter nach unten bewegen. Damit rückt die notwendige langfristige Kostendeckung für den Sektor immer weiter in die Ferne. Derweil signalisiert die EU-Politik, dass sie die Entwicklung so weiterlaufen lassen möchte und keinen Bedarf für beispielsweise freiwillige Mengenreduktionen sieht. Das sind schlechte Nachrichten für die Landwirte und auch für die Verbraucher. Denn damit lässt man den Sektor wieder in eine schwere Krise laufen, anstatt das bewährte Kriseninstrument freiwilliger Lieferverzicht zu nutzen sowie endlich notwendige Reformen für eine Stabilisierung der Milcherzeugung in der EU einzuleiten.

Entwicklung der Milcherzeugungskosten in Deutschland

Hier finden Sie die Entwicklung der Kostensituation der deutschen Milchproduktion von 2014 bis Januar 2023.

Preis-Kosten-Ratio

Die Preis-Kosten-Ratio verdeutlicht, inwieweit das Milchgeld die Produktionskosten deckt. Im Januar 2023 waren die Produktionskosten der Milcherzeuger gedeckt. Die Kostendeckung lag bei 119%.
Sehen Sie hier die Entwicklung der Preis-Kosten-Ratio seit 2014:

Milch-Marker-Index (MMI)

Der Milch-Marker-Index (MMI) zeigt die Entwicklung der Kosten der Milchproduktion auf. Der MMI hatte im Januar 2023 einen Wert von 116, d. h. dass die Produktionskosten für deutsche Milcherzeuger im Vergleich zum Basisjahr 2015 (2015 = 100) um sechzehn Prozent gestiegen sind.
Hier sehen Sie den Milch-Marker-Index im zeitlichen Verlauf:

Biokostenstudie

Für Deutschland gibt es seit November 2019 nun auch Informationen zu den Milcherzeugungskosten im Biobereich.
Hier finden Sie die Studie „Was kostet die Erzeugung von Biomilch?“ (Zeitraum: Wirtschaftsjahre 2011/12 – 2018/19) sowie aktuelle Daten für das Wirtschaftsjahr 2021/22 hier.

Neu: Studie zu den Produktionskosten acht wichtiger Milcherzeugungsländer

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in sieben weiteren Ländern werden regelmäßig Kostenberechnungen durchgeführt.
Hier finden Sie die Berechnungen der Milchproduktionskosten in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Litauen, Luxemburg und den Niederlanden für das Jahr 2019 sowie hier eine Aktualisierung für das Jahr 2021 mit einer Aussicht für das erste Quartal 2022.


Kosten der Milchproduktion chronisch unterdeckt – was schafft Abhilfe?

Das European Milk Board schlägt die gesetzliche Verankerung eines Kriseninstruments vor, um der chronischen Unterdeckung entgegenzuwirken. Das Marktverantwortungsprogramm (MVP) beobachtet und reagiert auf Marktsignale durch eine Anpassung der Produktion.
Sehen Sie hier eine kurze Beschreibung des Marktverantwortungsprogramms des EMB.

In einem offenen Brief der internationalen Erzeugerorganisationen ECVC und EMB an die EU-Institutionen wurden zudem weitere wichtige Elemente für einen funktionierenden EU-Milchsektor vorgestellt. Diesen Offenen Brief sehen Sie hier.

Hintergrund:

Für die Studie „Was kostet die Erzeugung von Milch?“ hat das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) 2012 im Auftrag des European Milk Boards und der MEG Milch Board erstmals die Milcherzeugungskosten in Deutschland flächendeckend berechnet. Die Kalkulation basiert auf Daten des Informationsnetzes landwirtschaftlicher Buchführungen der EU (INLB) sowie des Statistischen Bundesamtes (Destatis) und wird seit 2014 vierteljährlich aktualisiert.

Quelle: EMB

Bildquelle: EMB